
Sicherheit? Wie geht das?
Wenn wir in unserer Kindheit traumatische Erlebnisse hatten, wie zum Beispiel ein Bindungs- oder Entwicklungstraumata, kann es sein, dass wir nie gelernt haben, was Sicherheit bedeutet und dann können wir es als Erwachsene auch nicht wissen.
Warum ist das so und woher kommt das?
Es bedeutet nicht, dass wir zu einem Zeitpunkt etwas falsch gemacht haben oder dass unser Körper das nicht kann. Die Ursache ist, dass unser autonomes Nervensystem überaktiv ist, denn es scannt ständig unsere Umgebung nach möglichen Bedrohungen ab. Unser treues Nervensystem ist nämlich darauf programmiert, permanent nach Sicherheit zu suchen und uns vor Gefahren zu schützen, indem es sie frühzeitig erkennt und auf die Signale reagiert.
Ein Danke hier an unser Nervensystem, denn es dient uns!
Warum scannt denn unser Nervensystem ständig? Wir stellen uns ein Kind vor, das früh traumatisiert wurde- dessen Nervensystem ist ständig auf der Suche nach Gefahren, denn es ist dann in einem Zustand des Sympathikus. Das bedeutet, dass der Mensch getrennt ist von der Welt außen und von sich selber.
Was macht unser autonomes Nervensystem?
Wenn wir im Zustand der Alarmbereitschaft ist, weil unser System ständig nach Gefahren sucht und uns gerne schützen will, können wir keine Verbindung eingehen- nicht mit uns und nicht mit anderen Menschen. Das liegt daran, dass wir immer damit beschäftigt sind, im Außen nach Gefahren zu suchen, in einer ständigen Alarmbereitschaft sind. Wir haben das Gefühl, in einer unsicheren Welt zu leben, umgeben von unsicheren Menschen.
Traumatisiert oder nicht traumatisiert?
Im Gegensatz dazu ist das Nervensystem eines Menschen ohne Trauma darauf ausgerichtet, Sicherheit zu erkennen und potenzielle Gefahren zu identifizieren. Es kann aufmerksam und wachsam sein, ohne dabei unter Stress zu stehen. In Situationen, die ein höheres Risiko bergen, wie etwa das Überqueren einer stark befahrenen Straße, wird dieses Nervensystem noch wachsamer und schärfer in der Wahrnehmung von Gefahren, um durch diese gesteigerte Aufmerksamkeit sicher zu handeln. Wenn die gefährliche Situation aber vorüber ist, springt das nicht traumatisierte Nervensystem wieder zurück in einen stressfreien Modus.
Befindet sich eine Person ohne traumatisiertes Nervensystem in einer sicheren Umgebung, kann sie Stille, Ruhe, spielerische Momente und Gemeinschaft voll genießen. Ihr Nervensystem bleibt dabei immer noch wach genug, um mögliche Gefahren zu bemerken, sobald diese auftreten.
Wenn Menschen im gegenwärtigen Moment keine Sicherheit, Stille und Ruhe empfinden können, liegt das daran, dass sie nie die Möglichkeit hatten, diesen Zustand zu erlernen.
Wie kann ich Sicherheit erlernen, wenn ich ein traumatisiertes Nervensystem habe?
Sicherheit zu verstehen bedeutet nicht, äußere Umstände zu schaffen, die nur den Anschein von Sicherheit erwecken, sondern sich mit jemandem zu verbinden, der Sicherheit empfindet und diese auch ausstrahlt.
Hier kann die Co-Regulierung entstehen, eine wirkungsvollste Methode, um aus dem chronischen Gefühl mangelnder Sicherheit herauszufinden. Wir verbinden mit Menschen, die Sicherheit ausstrahlen.
Sichere zwischenmenschliche Beziehungen, kleine Augenblicke von sicherer Verbundenheit und das Verweilen an Orten, an denen mehr Menschen Sicherheit als Unsicherheit empfinden, sind äußerst heilsam.